Sonderübung Kirchenbrand in Oberalting

15.06.2023
So etwas hat es in Seefeld noch nie gegeben. Während Feuerwehrleute von der Drehleiter aus Wasser auf die Pfarrkirche St. Peter und Paul spritzen und im Kirchenraum unter schwerem Atemschutz arbeiten, tragen Kameraden Pappkartons aus dem Gotteshaus, auf denen Fotos von Heiligenfiguren kleben. Rund 40 Aktive der Feuerwehren Oberalting-Seefeld, Unering und Drößling haben am Donnerstagabend an einer Großübung teilgenommen, die einen Brand in der Kirche simulierte – beobachtet von knapp hundert interessierten Bürgern, darunter Bürgermeister Klaus Kögel und Pfarrer Roland Böckler.

Die Idee dazu hatte der seit März amtierende 1. Kommandant von Oberalting-Seefeld, Michael Wastian. Zum einen komme es immer wieder zu Bränden in Kirchen, erklärt er gegenüber dem Starnberger Merkur und erinnert an das verheerende Feuer, das vor knapp zwei Jahren die Christuskirche in Utting komplett zerstörte. Zum anderen habe St. Peter und Paul eine ganz besondere Bedeutung für Seefeld, und das nicht nur, weil sein Elternhaus direkt gegenüber stehe. „Da wollte ich die Übung einfach mal machen“, sagt er. „Dabei ging es nicht nur um die vorrangige Menschenrettung und Brandbekämpfung, sondern auch um die Evakuierung von Kunstschätzen aus der Kirche“, erklärt Thomas Sanktjohanser von der Feuerwehr Oberalting.

Bei Pfarrer Böckler und Mesnerin Christine Lutz rannte Wastian mit seiner Idee offene Türen ein. „Unsere Kirche hat eine jahrhundertelange Geschichte“, sagt Böckler. „Sie ist das Herz des Ortes.“ Bei einer Begehung mit Führungskräften der Feuerwehren am Montag zeigten Böckler und Lutz nicht nur das Gebäude vom Altarraum bis zum Glockenstuhl und Dachboden, sondern auch wichtige Kunstgegenstände, deren Rettung sich die Pfarrei im Ernstfall wünschen würde. „Die Innenausstattung stammt zu großen Teilen aus der Barockzeit und ist mindestens 400 Jahre alt“, sagt Böckler, für den diese Übung die erste in seinen 21 Jahren in Seefeld war.

Das Szenario sah einen Brand auf der Empore vor. Um 18.30 Uhr wurden die Feuerwehrleute via Melder und Mobiltelefon alarmiert. „Zwei Trupps gingen unter schwerem Atemschutz ins Gebäudeinnere“, schildert Michael Wastian. Dort erzeugte eine Nebelmaschine ordentlich Rauch, zudem wurde per Lautsprecher das Knistern und Ächzen von brennenden Holzbalken simuliert. Zwei weitere Trupps trugen die Pappkartons heraus, die die Kulturgüter darstellten, darunter Figuren der Heiligen Katharina, der Muttergottes im Stil der weltberühmten Altöttinger Madonna, des Heiligen Ulrich und der Heiligen Afra. Die übrigen Kameraden verrichteten draußen ihre Arbeit. Gegen 19.10 Uhr hieß es „Feuer unter Kontrolle“, um 19.30 Uhr war die Übung zu Ende. „Es ist sehr gut gelaufen“, bilanziert Michael Wastian.

Die Kameraden hätten sehr ruhig und sehr konzentriert gearbeitet. Eine große Herausforderung sei jedoch die Verkehrssituation am Marienplatz gewesen. So hätten die Einsatzkräfte zunächst rund 15 Minuten gebraucht, um Aufstellflächen für die Fahrzeuge freizubekommen. „Es war alles zugeparkt. Wir mussten erst mal ins Gasthaus gehen und die Leute holen“, sagt Wastian – und fügt aber gleich hinzu: „Im Ernstfall gehen wir anders vor. Da ist es uns egal, ob noch ein Autofahrer herauskommt oder der Bus durchkommt. Wenn es wirklich brennt, sind aber alle Bürger so vernünftig, ihre Autos schnell wegzubekommen.“ Forderungen, etwa nach Parkverboten, will er deswegen auch nicht aus der Übung ableiten. „Wir brauchen den Ortskern so, wie er ist“, betont Wastian.

„Wenn es dort mal brennt, haben wir jetzt gewisse Erfahrungen“, sagt der Kommandant. Ein dickes Lob bekommen die Einsatzkräfte auch von Pfarrer Böckler. „Der Einsatz lief äußerst diszipliniert und strukturiert. Ich bin sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit.“ Von der Gemeinde Seefeld gab’s im Anschluss für die Kameraden eine Brotzeit im Gerätehaus.  ps

Quellenangabe: Starnberger Merkur vom 17.06.2023, Seite 44

Vielen Dank für die Einladung an die Feuerwehr Oberalting-Seefeld